I YOGABONES IN GOA, SÜDINDIEN

Der Entschluss für zwei Monate nach Goa zu fliegen, um dort bei Yogabones unter den Augen und Händen von Rolf und Marci Naujokat zu üben und meine Ashtanga Vinyasa Yoga Praxis zu vertiefen, traf ich relativ spontan und intuitiv – noch mitten im Studienabschluss und dem Schreiben meiner Masterarbeit ("Das Unbehagen mit der Positiven Psychologie – Die Geburt der Positiven Psychologie aus dem Geist der erlernten Hilflosigkeit"). Rolf ist einer der angesehensten und erfahrensten Lehrer in der Ashtanga-Yoga-Community. Mit ihm praktizieren zu dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert bereits eine stabile eigene Yoga-Praxis. Daher war die Freude umso größer, als ich die Bestätigungsmail im Posteingang hatte. Kurzerhand buchte ich einen Flug und machte mich an die
Reisevorbereitungen
Unterkunft: Yogabones sendete mir eine Liste mit Empfehlungen für Unterkünfte in der Nähe des Yogashalas (so wird der Raum, in dem Yoga geübt wird, bezeichnet). Ich schrieb ca. 15 Mails und erhielt von zwei Unterkünften innerhalbe einer Woche eine Antwort. Mit Whats app hatte ich mehr Glück und fand eine Unterkunft in der Nähe des Shalas. Die Buchungsbestätigung bestand aus einer einfachen Whats app-Nachricht mit der Auskunft: „Yes, room availible. You can come.“ – und das hat tatsächlich funktioniert!
Visa: Für einen relativ kurzen Indienaufenthalt genügt ein E-Visum. Wichtigste Voraussetzung ist ein den indischen Anforderungen entsprechendes Passfoto.
Impfungen und Medikamente: Da ich keine Vorstellungen hatte, was mich erwartet – und bei mir ein Mückenstich schnell auch mal die Ausmaße eines Elefanten annehmen kann – informierte ich mich beim Tropeninstitut in Wien über empfehlenswerte Impfungen und checkte meinen aktuellen Impfpass. Letztlich ließ ich mich gegen Hepatitis A und B, Tollwood, Typhus und Cholera impfen bzw. meine Impfungen auffrischen. Gegen Malaria und Japanische Encephalitis lies ich mich nicht impfen. Auch das Malaria Notfallmedikament besorgte ich mir nicht.
Im Rückblick war das eine gute Entscheidung: Hepatitis B ist wohl ohnehin eine Grundimpfung, potentiell tollwütige Straßenhunde gibt es zahlreiche in Indien und die Cholera Schluckimpfung hat mich zumindest ein wenig vor der unfreiwilligen Darmreinigung gerettet, die man auf seiner Indienreise gratis dazubucht – zumindest lag ich nur zwei Tage flach, im Gegensatz zu anderen Yogapraktizierenden, die auch mal eine Woche aussetzen mussten. Die ärztliche Versorgung schätze ich in Goa ebenfalls als gut ein, auch wenn ich nie davon Gebrauch machen musste. Eine Malaria-Versorgung vor Ort zu bekommen, sollte jedenfalls kein Problem darstellen.
Disclaimer: Ich gebe an dieser Stelle nur meine Erfahrungen weiter; spreche damit aber keine Empfehlungen aus. Impfen ist ein umstrittenes Thema. Da möge jeder selbst für sich entscheiden.
Mit in meiner Reiseapotheke waren außerdem Pflaster, eine Antibiotika-Salbe für kleinere Kratzer, ein Breitband-Antibiotikum, Wundspray, ein Elektrolytpulver und Kohletabletten.
Kofferpacken: neben allerhand unnötigen Spielereien, erwies sich das Mückennetz, ein zugehöriger klebbarer Befestigungshaken sowie Ohrstöpsel als wertvollste Utensilien. Zwar bin ich in Goa auf natürliches Mückenschutzmittel umgestiegen, war aber vor allem nachts froh, der Haut eine Ruhepause zu gönnen. Sowie auch den Ohren: die nächtliche Geräuschkulisse in Indien war für meine an Ruhe gewöhnte Ohren einfach ein paar Dezibel zu laut. Außerdem war meine mitgebrachte Sportkleidung essenziell. In Goa konnte man zwar fast alles kaufen (auch jegliche Drogerieartikel!), funktionelle Sportbekleidung sucht frau jedoch vergeblich.
Yogabones mit Ralf und Marci
Das Yogashala von Rolf und Marci (und ihren zahlreichen Hunden) liegt auf dem Dach ihres Hauses. In der ersten Reihe hat man einen tollen Blick über die grünen Palmendächer. Zu meiner Zeit gab es zwei Batches: eine Gruppe startete um fünf, die zweite um sieben Uhr. Insgesamt war das Level sehr hoch: es gab viele sehr erfahrene Yogis und Yoginis, aber auch Raum für einige Anfänger. Rolf ist ein sehr liebevoller Lehrer. Marci ergänzt ihn um die andere Seite ;)

What else?
Essen: Nach der Yogapraxis bin ich entweder nochmal ins Bett gesprungen oder gleich zum Frühstücken ins „Mangoshades“ gegangen: meinem absoluten Lieblingskaffe mit den besten Fruchtshakes und der liebsten Bedienung. Auch im veganen „Whole Beans“ habe ich gerne und gut gegessen. Zu der sehr westlich ausgerichteten German Bakery oder dem ebenfalls westlich ausgerichteten Artjuna Café ging ich seltener: zu teuer, meist unhöflich und geschmacklich auch nicht immer mein Fall. Ebenfalls nicht weit entfernt vom Yogashala ist ein gut sortierter Supermarkt (mit dem Roller 5 Minuten, zu Fuß ca. 30 Minuten). Selbst Kochen lohnt sich aufgrund der günstigen Preise kaum.
Transport: Für den Weg vom Flughafen nach Anjuna empfiehlt es sich, ein Taxi vorzubestellen oder in der Unterkunft nachzufragen, ob diese einen Abholservice anbietet. In Anjuna selbst mieteten sich viele einen Roller. Ich habe mich das nicht getraut und bin so gelegentlich mit Roller-Taxis mitgefahren – wobei das auch nicht wesentlich sicherer ist. Der Strand war von meiner Unterkunft ohnehin fußläufig zu erreichen. Da die Hitze zu Trägheit verleitet, war ich letztlich um jeden gegangenen Meter dankbar.

Strand, Sightseeing & Goapartys: Eine andere Form der Bewegung bieten die berühmten Goapartys. Ein Vergnügen, an dem ich nur einmal teilnahm, da für mich meine Yogapraxis höchste Priorität besaß. Das Sightseeing beschränkte sich ebenfalls überwiegend auf die Besichtigung der zahlreichen langen Strände: Vagator Beach, Morjim Beach, Mandrem Beach und Arambol. Mittwochs ist außerdem Fleamarket in Anjuna, bei dem viele Frauenherzen höher schlagen. Handeln ist unbedingt empfohlen und macht richtig Spaß, wenn man es mit einem Augenzwinkern betreibt. So erfuhr ich von den zumeist jungen Geschäftsfrauen, wie sie von ihren Vätern die Tricks der Verhandlungstechnik gelernt haben.
Meist verbrachte ich die Zeit am Strand in Anjuna - oder schrieb meine Masterarbeit. Bei den heißen Temperaturen kein großes Vergnügen, aber ich war auch froh, etwas zu tun zu haben. Viele schwebten in einer grünen Wolke durch den Tag – ich genieße den blauen Himmel lieber wolkenlos. Um die geistige Klarheit zu erhöhen, meditierte ich oft bei Sonnenuntergang auf meinem Lieblingsfelsen in Strandnähe. Sobald es dunkel wurde, machte ich mich schnellstens auf den Heimweg…
Wilde Hunde: ...denn die Hunde, die tagsüber komatös am Strand und Straßenrand liegen, wechseln bei Dunkelheit ihre Persönlichkeit. Schon die erste ungute Hundebegegnung vor Morgengrauen auf dem Weg ins Yogashala – drei ausgewachsene Hunde kommen mir entgegen, bellen mich lauthals an und schnappen nach meiner Yogamatte – ebnete nicht grade den Weg für eine liebevolle Beziehung zwischen mir und Goas Straßenhunden. Diese Erfahrung wiederholte sich dann noch ein paar weitere Male. Natürlich ist das nicht nur den Hunden anzulasten: ich hatte Angst, die Hunde rochen das und wollten vielleicht auch ihr Revier vor den Yoga-Touristen, die ihre Nachtpartys stören, verteidigen. Als ich mich dann mit anderen Fußgängern austauschte (die Roller-Fahrer waren davon ja nicht betroffen), die von ähnlichen Erfahrungen erzählten, erhielten wir von einem erfahrenden Indienreisenden den Rat, so zu tun, als ob man einen Stein vom Straßenrand aufhebt. Die Hunde wüssten dann Bescheid und würden sich verziehen. Tatsächlich funktionierte der Trick. Als ich Inder im Umgang mit den Straßenhunden beobachte, wurde mir vor Augen geführt, warum: die Inder zögerten nicht, unliebsame Hunde auch mal mit Gewalt aus ihrem Revier zu vertreiben.

Bücher & Post: Eine andere mein Herz höherschlagende Attraktion war ein Buchladen in Anjuna, der voll von Yogi-Literatur ist und bei dem ich vor allem die Bücher von Osho für mich entdeckte. Da Bücher in Indien wesentlich günstiger sind – und ich auch beim Einkaufen auf dem Fleamarket in Anjuna glaubte, ich müsse ganz Indien einpacken – sprengte ich jedoch schnell die 20kg-Freigepäckgrenze. Eine gute Idee ist es daher, ein Päckchen nach Hause zu schicken. Hierzu organisiert frau sich einen Karton (z.B. aus dem Supermarkt), kleidet diesen mit einer Plastiktüte aus und verstaut ihre Habseligkeiten. Anschließend bringt man das Päckchen zum Schneider, der es dann in einen weißen Stoff einnäht. Darauf schreibt man die Anschrift, wobei der Stift hierzu bitte selbst mitgebracht wird (der Schneider hat keinen und die Post auch nur im Glücksfall). Ist das Packet fertig, nimmt man dieses und eine große Portion Geduld mit zur indischen Post und wartet, bis man an der Reihe ist. Die Scheu vor Körpernähe beim Schlange stehen ist unbedingt vorher abzulegen. Ist man endlich dran - warum auch die Eile? Wenn nicht in diesem Leben, dann hat man in Indien noch viele weitere Inkarnationen - füllt man ein Formular für den Zoll aus, auf dem der Inhalt des Päckchens aufzulisten ist. Außerdem überreicht man dem Postbeamten die Kopie seines Personalausweises (bitte nicht vergessen!). Und dann ab die Post.
Sechs Wochen später erhalte ich das Päckchen in Wien. Die indische Post war super schnell und zuverlässig, der österreichische Zoll hatte jedoch noch ein wenig länger gebraucht. Mit indisch geschulter Geduld ist das nun kein Problem mehr für mich. Bemerkenswert ist, dass der Zoll fehlende Kassabelege beanstandete. Glücklicherweise dann aber auch Verständnis dafür zeigte, als ich erklärte, dass in Indien die österreichische Registerkassenpflicht nicht zu gelten scheint.
Fazit
Insgesamt ist Goa als Einstieg in das riesige, sowie kulturell und geografisch so unterschiedliche Indien super geeignet. Die Strände in Goa sind für mich die schönsten Indiens (auch schöner als jene in Kerala) und der Vibe in Goa gefällt mir gut. Die frühe Hippiebewegung ist heute noch spürbar. Goa ist sehr an die westlichen Besucher angepasst und ist – da früher einmal portugiesische Kolonie - sehr christlich geprägt. Das mag auch dazu beitragen, dass frau sich in Goa vergleichsweise frei bewegen kann. Das Tragen eines Bikinis wäre in große Teilen Indien beispielsweise undenkbar.
Durch die Anpassung Goas an den Westen fällt natürlich auch die eigene Anpassungsleistung und potenzielle Transformation geringer aus. Man kann nach Goa reisen, und vielleicht ein bisschen bräuner und geduldiger zurückreisen, aber dennoch dieselbe bleiben. Das ist in anderen Teilen Indiens nicht möglich, in welchen frau sich anpassen, also verändern, muss. Für jene, die günstigen Strandurlaub, tolles Wetter, Gelassenheit und Yoga-Asana-Praxis genießen möchten und für Indien-Einsteiger, ist Goa eine gute Wahl. Wer tiefer in indische und hinduistische Spiritualität abtauchen möchte, ist in anderen Teilen Indiens besser aufgehoben.
